Öffentlichkeitsarbeit selbst machen: die ersten Schritte zur Eigen-PR

Das ist mir voll peinlich! Bin ich überhaupt gut genug dafür? Unter diesen ganzen selbstbewussten Angeber-Typen geh´ ich doch eh unter … Solcherlei und ähnliche Zweifel plagen nach einer Umfrage des Vereins der Gründer und Selbstständigen (VGSD) mehr als die Hälfte aller Unternehmer, wenn es um das Thema Eigen-PR geht. Und vielleicht kennst du es ja auch: Für sich selbst Werbung zu machen kann erstmal ganz schön gruslig sein. 

Muss es aber nicht. Denn ja, ein bisschen Mut gehört anfangs bestimmt dazu, aber das hat deine Unternehmensgründung auch gebraucht. Ansonsten ist dieses grelle, marktschreierische Bild, das viele von Eigen-PR im Kopf haben, geprägt von ziemlich schlechter Eigen-PR. 

Es steht für „sich verkaufen“ und das mögen viele – gerade introvertierte – Menschen nicht. Aber nur, weil es dir nicht leicht fällt, vor anderen zu reden oder gar große Reden zu schwingen (das wäre wieder schlechte Eigen-PR) heißt das noch lange nicht, dass es keine Wege gibt, wie du selbst eine gute Öffentlichkeitsarbeit und Selbstvermarktung betreiben kannst.


Owned Media und der goldene Weg zu der besten Eigen-PR für dich

Das Zauberwort dabei heißt „Owned Media“. Das sind Medien oder Medienkanäle, die ganz dir gehören, wo ganz allein du entscheidest, was darauf erscheint und wie sehr du dabei in Erscheinung trittst.

Mit ihrer Hilfe kannst auch du dich mit Eigen-PR wohlfühlen, versprochen! Wenn du zum Beispiel nicht gerne redest, oder nicht gerne Fotos oder Videos von dir machst, weil du ein zurückhaltender, introvertierter Typ bist, dann schreibe doch Texte. Oder wenn du dich immer schon gut visuell ausdrücken konntest, sind vielleicht visuelle Medien wie Instagram oder ein bildlastiger Blog das Richtige für dich. Es gibt für jeden die passende Eigen-PR, die Spaß macht und kein Unwohlsein, auch für dich!

Erfolgsgeschichte einer Introvertierten: Eine bekannte Unternehmerin hat mir mal erzählt, dass sie so große Angst hatte, visuell in Erscheinung zu treten, dass in ihren Videos lange Zeit nur Präsentations-Slides mit Voice-Over darüber zu sehen waren. Irgendwann hat sie dann zaghaft ihre Hand ins Bild gehalten, dann den Arm und schließlich hat sie es gewagt, auch mal ihr Gesicht zu zeigen. Und heute hält sie jährlich vor hunderten Unternehmerinnen Live-Workshops. Keiner würde denken, dass sie je Angst davor gehabt hätte, sich in einem Video zu präsentieren. 

Eigen-PR hat viele Gesichter

Owned Media umfasst alle Publikationsarten, die du selbst gestaltest und verwaltest. Dazu gehören zum Beispiel (Corporate) Blogs, Social-Media-Känale von Facebook über Instagram und Youtube bis hin zu LinkedIn-Profilen, Pinterest und Tiktok. Aber auch Online-Presseportale, die du selbst mit deinen Pressemitteilungen bespielen kannst, zählen dazu.

Dort kannst du deine eigenen Beiträge erstellen und diese mit einer Vielzahl von Menschen teilen. Und das sogar erstmal kostenfrei. Nur, wenn es professioneller werden soll, du also eine größere Reichweite und/oder selektierte Zielgruppen erreichen willst, musst du etwas dafür bezahlen. Das muss bei einer intelligenten Auswahl aber nicht gleich viel kosten.

So findest du die richtige PR-Methode für dich

Teure große Presseportale wie „ots“ von der dpa, die um die 1000 Euro für eine Pressemeldung verlangen, sind eher nichts für Anfänger und taugen nur für wirkliche Top-Meldungen. Aber mit eigenen Pressemitteilungen auf kostenfreien Plattformen oder geschäftlichen Social-Media-Kanälen kannst du ganz easy anfangen. Probier es einfach mal aus.

Überlege dir, wer deine Zielgruppe ist und wo sie zu finden ist. Betreibst du ein junges Lifestyle-Unternehmen oder hast Produkte, die visuell viel hermachen, sind Instagram und Pinterest die besten Anlaufstellen, den hier geht es vor allem um Bilder.

Bietest du Dienstleistungen oder Produkte an, deren Nutzen sich nicht gleich auf den ersten Blick erklären, sind eigene Medienprodukte wie Broschüren, Whitepaper, Faltblätter und die Kanäle LinkedIn, Xing, Facebook und Youtube das richtige für deine Firma.  

Wenn du vor allem eine politische Agenda verfolgen willst, solltest du dich auch auf Twitter fokussieren.

Allen Themen tut ein eigener Blog gut, denn dort kannst du unbegrenzt Content veröffentlichen und von den anderen Plattformen auf ihn verlinken. Dasselbe gilt für Pressemitteilungen, die ein größeres öffentliches Interesse auf dein Unternehmen lenken können.


Konkret und unterhaltsam statt allgemein und langweilig: So bereitest du deine Informationen optimal auf

Statt marktschreierischer Eigendarstellung, platter Werbung und langweiligen Fakten sind für anziehende Texte, die auch gelesen werden, nutzerorientierte Inhalte gefragt.

Du kannst zum Beispiel mit folgenden Inhalten einen großen Mehrwert für deine Zielgruppen bieten:

  • Trends und Brancheninformationen statt nur deine eigenen Unternehmensnews
    Um einen Mehrwert auch außerhalb deines eigenen Unternehmenskosmos zu bieten, kannst du darüber berichten, was deine Branche dieses Jahr oder ganz aktuell bewegt. Was sind die Themen, die dir selbst als Unternehmerin unter den Nägeln brennen?
    Expertenwissen statt Selbstdarstellung
    Wie auch bei den Trends geht es darum, deinen Lesern oder Followern einen firmenübergreifenden Mehrwert zu bieten. Das erreichst du besonders gut durch Fachartikel oder Whitepaper, die eine hohe Inhaltstiefe haben (und auch Arbeit sind). Aber auch Texte über Themen oder besondere Aspekte deiner Arbeit,  nach denen du immer wieder von Kunden oder anderen Personen gefragt wirst, die dein Expertenwissen schätzen, sind interessant für dein Leser.
  • Konkrete Fallbeispiele (Case Studies) statt nur einfache Referenzen
    Zeige deinen Kunden doch mal einen „Case“ aus deiner Arbeitswelt. Hat Kunde X bei dir eine Dienstleistung oder ein Produkt erworben und ist sehr zufrieden damit? Dann kannst du anderen Kunden und Interessenten beschreiben, wie der Weg dahin war: Vom konkreten Auftrag bis hin zum Kunden, der es benutzt. Du beleuchtest dabei alle wichtigen Stationen und erklärst, was du dafür alles gemacht hast – in Bildern und Text. Wenn du gerne Videos drehst und vor der Kamera stehst, ist eine Case-Study auch gut für Videos geeignet
  • Nützliche Tipps statt Werbeversprechen
    Mit welchen Problemen oder Fragen kommen deine Kunden immer wieder zu dir – was sind die Evergreens bei den Kundenanfragen? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass diese Fragen auch weiterhin aufkommen werden und sie viele andere potenzielle Kunden umtreiben. Deshalb ist es gut, wenn du öffentlich zeigst, dass du eine Antwort auf ihre Fragen hast und ein kompetenter Ansprechpartner in dem Bereich bist.

    Grundsätzlich gilt hier: Je aktueller, desto besser. Plagt zum Beispiel viele deiner Kunden eine neue Gesetzesänderung und du bietest hier eine Lösung an? Dann lasse alle Interessenten an deinem Fachwissen teilhaben. Natürlich nur selektiert, damit sie sehen, dass du ein Experte auf deinem Gebiet bist und ihnen dabei helfen kannst.

  • Interviews statt Personalien
    Wenn der Vorstand wechselt oder eine Abteilung eine neue Leitung bekommt, ist das ein guter Anlass für eine Personalie, um den oder die Neue/n vorzustellen. Viel cooler und interessanter für die Leser ist aber ein Interview, in dem die Person sich selbst vorstellt, mit seiner eigenen Art und „Stimme“. So bringst du die trockenen Personaldaten auf unterhaltsame Weise ganz nebenbei unter.
  • Storytelling statt trockener Fakten
    Verpacke das, was deine Firma ausmacht, in emotional anregende Geschichten. Storytelling ist deshalb seit vielen Jahren aus keiner Unternehmenskommunikation mehr wegzudenken, weil wir Menschen Geschichten einfach lieben. In eine gute Story verpackt interessiert uns Menschen deshalb der Inhalt nachweislich hundertmal mehr als nur eine Auflistung trockener Fakten. Das Beste: Die Inhalte deiner Geschichten bleiben deinen Lesern so auch viel mehr im Gedächtnis. Idealerweise baust du sie nach dem Schema der Heldenreise auf. Und falls du jetzt denkst „Was soll ich denn da erzählen?“ Keine Sorge, aus 25 Jahren Erfahrung im Journalismus kann ich dir sagen: Jede, wirklich jede Firma hat etwas Interessantes zu erzählen!

Es geht also um die Relevanz für deine Zielgruppe, wobei Neues mehr Nachrichtenwert hat als Altes. Und es geht darum, es in eine ansprechende Form zu verpacken, die – ohne billig zu sein – Informationen auf eine einprägsame und unterhaltsame Weise vermittelt, die unseren ureigensten Rezeptionsgewohnheiten als Menschen entspricht. Denn jeder von uns will eine spannende Geschichte hören, aber fast keiner will trockene Fakten um die Ohren gehauen bekommen

Es gibt immer noch andere – oder: Du bist nicht allein

Wenn du von deinem Angebot überzeugt bist und wirklich dafür brennst, wirkst du ansteckend. Probier es aus. Du wirst dich hundertprozentig wundern, wie positiv die Resonanz ausfällt. Und ganz trocken gesagt: Es gibt immer andere, die selbst die schrägsten Ansichten und Fragen teilen, die einen umtreiben und die dann vielleicht ja auch hinter einem Nischenprodukt stehen. Das kannst du zum Beispiel daran sehen, dass Google jede noch so abgedrehte Frage bereits kennt und den Text vervollständigt, bevor du fertig getippt hast. Wir Menschen sind nicht so einzigartig wie wir oft denken. 😉 Und das ist in diesem Fall eine gute Nachricht, denn dann gibt es auch einige Interessenten für dein Angebot. Du musst ihnen nur zeigen, dass du es hast.

Eine Frage an den Unternehmer/ die Unternehmerin in dir: Macht es wirklich Sinn, bescheiden zu sein?
Bist du jetzt immer noch nicht ganz überzeugt? Dann frag dich doch mal eins: Macht es Sinn, so bescheiden zu sein? Hast du deine Firma nicht aus der Überzeugung heraus gegründet, dass du was Tolles zu bieten hast, was den Leuten weiterhilft?

Und wäre es dann nicht schade, wenn nur wenige Menschen erfahren, dass es dein Produkt oder deine Dienstleistung gibt? Lass andere anderen deine Vision kennenlernen, indem du ihnen davon erzählst! Denn die besten Produkte und Dienstleistungen bleiben ungenutzt, wenn keiner etwas von Ihnen wei

Dein Geschmack ist der beste Maßstab und zieht deine Wunschkunden an

Nimm dich dafür selbst als Maßstab. Mach es so, wie du es gern von anderen sehen würdest, so wie DU es gut findest. Das funktioniert (kann ich Ihnen aus jahrzehntelanger Praxis sagen) immer am besten. Sei ganz authentisch und lege deine eigenen Maßstäbe an und benutze dabei, was du hast, denn du bist auf deinem Gebiet der Experte oder die Expertin. Du wirst sehen: Damit ziehst du deine Wunschkunden an. Die, mit denen es richtig Spaß macht, zu arbeiten. Und die, die es wertschätzen werden, dass du bist, wie du bist.