Arbeiten am Meer, Inspiration, Sonne, Abenteuer: Die Pro-Gründe für eine Workation klingen so traumhaft, dass man am liebsten direkt losfliegen würde. Damit der Mix aus Arbeit und Urlaub jedoch ein Erfolg wird, gibt es einiges zu beachten. Im Folgenden erfährst du, wie du die größten Probleme vermeidest, damit du eine wunderschöne Zeit haben kannst und beruflich erfolgreich bist
1. Erste Frage: Bist du der Typ für Workation?
Erstmal solltest du herausfinden, ob du der Typ für eine Workation bist. Denn nicht jeder ist für eine erfolgreiche Workation geeignet. Die Eigenschaften, die du in jedem Fall mitbringen solltest, sind Flexibilität, Disziplin und eine grundlegende Fähigkeit zur Selbstorganisation.
Offenheit schadet auch nicht, muss aber nicht unbedingt sein, denn das hängt auch davon ab, was genau du arbeiten willst und welcher Arbeitstyp du bist. Ich hatte auf Workations z.B. auch meine Phasen oder Projekte, für die ich einfach meine Ruhe gebraucht habe und wo ich deshalb mehr auf Rückzug und Abgeschiedenheit als Gesellschaft und Spaß gepolt war.
Du willst herausfinden, ob du der Typ für Workations bist? Dann mache hier den Test.
2. Disziplin, Disziplin, Disziplin … But first things first – nämlich Urlaub 🌴
Am Strand arbeiten und dabei Cocktails schlürfen klingt super? Mal eine Woche Nichtstun und dann einfach nächste Woche alles reinarbeiten nach genau dem Easy Living, das du dir in deinem normalen Berufsalltag wünscht? Diesen Zahn muss ich dir leider ziehen. Denn wenn du nicht gerade nur ein Einzelprojekt mit großzügiger Deadline geplant hast, wird das so wahrscheinlich nicht funktionieren.
Aus 15 Jahren Erfahrung mit digitalem Arbeiten in anderen Ländern und unter den unterschiedlichsten Umständen weiß ich: Es braucht eine Menge Disziplin, um sich im Urlaubssetting nicht von der Arbeit ablenken zu lassen. Vor allem, wenn du bei deinem Auftrag- oder Arbeitgeber die gewohnte Leistung abliefern musst. Deshalb ist ein wichtiger Rat von mir an dich: Mache vor deiner Workation mindestens eine Woche ausgiebigst Urlaub und lass es dir so richtig gut gehen! 🙂
Genieße in vollen Zügen, was du dir später während der Arbeit anschauen, aber nicht genießen kannst. Denn Arbeiten ist nicht Urlaubmachen. Wenn du dein größtes Verlangen nach Sonnen, Baden, Ausflügen oder Party schon vorher befriedigt hast, startest du entspannt in deine Workation und kannst die richtige Balance zwischen Arbeit und Urlaub einfacher finden.
3. Was brauchst du, um effizient arbeiten zu können?
Mache dir bereits im Vorfeld klar, was du wirklich brauchst, um effizient arbeiten zu können. Jeder von uns hat da andere Bedürfnisse, Ruhe und guter Schlaf etwa, aber auch die Fragen: Musst du im Zimmer arbeiten, damit dein Bildschirm nicht spiegelt oder kannst du auch draußen sein? Brauchst du Gesellschaft oder Struktur von außen? Musst du viele Telefonate führen, mit zwei Bildschirmen arbeiten oder brauchst du möglicherweise eine 100% stabile und dauerhaft zuverlässige Internetverbindung?
Wenn du dir diese Dinge bereits vorher überlegst, musst du nicht erst tagelang herumprobieren, was jede Menge Zeit durch fehlende Effizienz kostet. (Und so im schlimmsten Fall deine Freizeit 😉 Hier ist es am besten, bereits im Vorfeld deine Eigenschaften und Bedürfnisse zu reflektieren und dir einen grundlegenden Plan zu machen. Dieser kann dir vor Ort helfen, trotz aller Ablenkungen und der Andersartigkeit des neuen Umfeldes konzentriert zu arbeiten.
Überblick: Die richtige Arbeits(platz)- und Reiseplanung
Zu den sichersten Fails auf Workations gehört die falsche Arbeits(platz)- und Reiseplanung. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle:
• Die Dauer deiner Workation
• Welcher Arbeitstyp du bist
• Die technische Ausstattung, die du brauchst
• Spezifische Voraussetzungen am Urlaubsort
• Körperliche / medizinische Bedürfnisse
• Ausstattung der Unterkunft
• Psychische Stabilität
• Die Sicherheit in deinem Zielland
Im Folgenden erfährst du zu den einzelnen Punkten mehr – worauf kommt es an, was zählt dazu und wie kannst du dich darauf vorbereiten?
4. Die Dauer deiner Workation
… spielt insofern eine Rolle, als dass du, je länger du bleiben willst, umso genauer vorausdenken solltest. Was bei zwei Wochen Urlaub noch keine große Rolle spielen muss, kann sich über zwei Monate so negativ auswirken, dass du im schlimmsten Fall nicht arbeiten kannst.
Damit meine ich beispielsweise die fehlende Ergonomie deines Arbeitsplatzes. Wenn du in der Vergangenheit jemals mit Rücken-, Schulter- oder Nackenschmerzen zu tun hattest, wirst du nach mehreren Wochen Arbeiten am kleinen Esstisch in deiner Pension oder auf dem harten Liegestuhl am Pool Probleme bekommen.
Auch solltest du bei längerer Dauer noch genauer vorausplanen, was du in dieser Zeit alles brauchen wirst, was es vor Ort unter Umständen (Stichwort Inseln oder Dritte-Welt-Länder) nicht geben könnte. Das geht von technischem Equipment über Batterien und Medikamente, eine zweite Powerbank oder Aufladegeräte bis hin zur weichen Auflage für landestypisch harte Betten, wenn du stärkere Rückenprobleme hast.
5. Welcher Arbeitstyp bist du?
Deine Bedürfnisse für ein gutes, effizientes Arbeiten können schnell mit den Verhaltensweisen der Menschen in deiner Umgebung kollidieren. So ist es zum Beispiel nicht ratsam, als Frühaufsteher in einer Hotelanlage einzuchecken, wo du von Partyanimals oder aufgekratzten Youngstern umgeben bist, die dich bis 5 Uhr wachhalten.
Andersherum solltest du als jemand, der zum Arbeiten eine lebendige Umgebung braucht, nicht auf der einsamen Finka weit entfernt im Hinterland einchecken, weil dich die Einsamkeit dann lähmen kann. Für die ideale Wahl deiner Unterkunft es deshalb wichtig, dass du dir vor deiner Workation klar machst, was deine Bedürfnisse sind. Denn dann ist es nicht schwer, ihnen optimal gerecht zu werden und du kannst deinen Aufenthalt unbeschwert genießen.
Natürlich ist es auch wichtig, welcher Freizeittyp du bist, aber die Arbeit ist das engere Nadelöhr, wenn es nicht funktioniert … Und was du gern in deiner Freizeit machst, weißt du bestimmt eh schon. 😉 Lade dir hier die Checkliste herunter.
6. Die technische Ausstattung bei längeren Aufenthalten
Wenn du wirklich auf bestimmte Gadgets oder Geräte angewiesen bist, solltest du, wenn sie nicht zu teuer sind, möglichst zwei Stück davon mitnehmen oder bereits im Vorfeld in Erfahrung bringen, wie du sie am Workation-Ort besorgen kannst. Dazu würde ich zum Beispiel Aufladegeräte für Handy oder Laptop, Steckdosenadapter und Kopfhörer zählen.
Aus leidvoller Erfahrung kann ich dir sagen, dass es echt sehr blöd wird, wenn man dringend mit Kopfhörern telefonieren muss, weil man sonst nichts versteht (wegen Sturm z.B.) oder die Belastung für die Umwelt möglichst niedrig halten will, und das eine Paar, das man dabei hatte, plötzlich weg ist.
Auf Inseln, in abgelegenen Regionen oder Dritte-Welt-Ländern kannst du dann vielleicht nicht mehr so effizient arbeiten. Abhängig von der Stromversorgung (Stichworte Power-Shortage oder Hotelzimmer-Schlüssel-Steuerung) kann es mit der Zeit auch gewaltig nerven, wenn man immer genau planen muss, wann man welches Gerät auflädt. Dann sind zum Beispiel Powerbanks eine gute Lösung. Wenn du mehr zu den wichtigsten technischen Gadgets für Workations erfahren willst, lies hier weiter.
7. Stromausfälle, Wetter, Klima: spezifische Bedingungen am Urlaubsort
Je nachdem, wie abenteuerlich du deine Workation geplant hast und wie exotisch das Land ist, in das du reist, wirst du vor Ort mit einer anderen Infrastruktur konfrontiert sein, als du sie von Deutschland kennst.
Deshalb solltest du bereits im Vorfeld Informationen einholen
• über Stromausfälle
• geplante Stromabschaltungen
• Die generelle Verfügbarkeit des Internets
• Wetterbedingungen, die das Internet und die Telefonverbindung schwanken lassen
• klimatische Bedingungen, die anstrengend für deinen Körper sind
• politische Unruhen/Verkehrsprobleme
… und dich entsprechend darauf einrichten.
Auf der Seite des Auswärtigen Amtes findest du alle wichtigen Informationen zu diesen Themen: https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/reise-und-sicherheitshinweise.
Auch lohnt es sich, in Foren zu deinem Zielland nachzulesen (wenn es etwas Problematisches gibt, wirst du es dort schnell herausfinden und wertvolle Tipps erhalten).
Du kannst auch direkt deine (ersten) Vermieter fragen, mit welchen Einschränkungen der Infrastruktur zu rechnen ist. -> Damit musst du auch in Europa rechnen!
Es ist zum Beispiel unrealistisch, während der Herbststurmzeit gut funktionierende Videokonferenzen oder Anrufe auf einer griechischen Kykladen-Insel durchführen zu wollen. Denn dann schwankt das Internet oft stark und es ist auch nicht möglich, problemlos über das Handy zu telefonieren. Es ist ebenso unrealistisch von -20 Grad im winterlichen Deutschland auf +35 Grad nach Thailand zu wechseln und dabei sofort das gewohnte Arbeitspensum von dir zu erwarten.
8. Körperliche, medizinische und psychische Bedürfnisse beachten
Diese Faktoren werden aus meiner 15-jährigen Erfahrung heraus auf längeren Workations am meisten unterschätzt. Was bei einer kurzen Dauer noch nicht ins Gewicht fällt, kann sich mit der Zeit ganz fies einfressen und zu einer richtigen Bremse werden.
Dazu gehören:
• unbequeme Betten
• unergonomische Sitzmöbel
• zu wenig von Dauermedikamenten mitgenommen
• keine Medikamente gegen klassische Urlaubserkrankungen vorrätig
• kein zweiter Satz wichtiger medizinischer Hilfsmittel dabei
• psychische Stabilität, die auf einer langen Workation (oder wenn du alleine bist), immer wieder herausgefordert wird
• Einstellung der Bevölkerung gegenüber Ausländern und zu LGBTIQ
• Zu spät vor Ort zum Arzt gegangen mit vermeintlichen Lappalien
Informiere dich deshalb möglichst gut über die Art und Qualität der Ausstattung in deiner Unterkunft sowie über die infrastrukturelle Lage und wie du dich vor Ort mit den wichtigsten Dingen versorgen kannst. Wenn du schon im Vorfeld weißt, dass deine Bedürfnisse nicht erfüllt werden, kannst du entweder ein anderes Quartier suchen oder die zum Ausgleich nötigen Dinge (wie eine weiche Matratzenauflage z.B.) selbst mitbringen beziehungsweise mit dem Vermieter/Hotelpersonal klären, ob man dir helfen kann, sie vor Ort zu besorgen.
Wenn du mehrere Wochen auf einem für dich total unbequemen Bett schläfst, weil zum Beispiel der landestypische Matratzenkomfort selbst in gehobeneren Unterkünften dem eines mit Stoff überzogenen Holzbretts entspricht, ist es auf Dauer keine gute Ergänzung, an zu niedrigen Tischen und auf zu unbequemen Stühlen zu sitzen und zu harten Liegen zu liegen. Rücken- und Nackenprobleme sind da vorprogrammiert.
9. Psychische Gesundheit stärken: Einsamkeit und Notsituationen auf Workation
Wer alleine Workations macht oder keine Reiseerfahrung über längere Zeiträume hat, sollte sich außerdem darüber bewusst sein, dass man sich durchaus mal alleine fühlen kann. Vor allem abends kommen manchmal Einsamkeitsgefühle auf.
Spreche am besten deine Familie oder Freunde schon vor der Abreise darauf an, ob du sie anrufen kannst, wenn du dich allein fühlst und halte guten Kontakt zur Heimat, damit das Gefühl allein zu sein, gar nicht so stark aufkommt. Außerhalb Europas ist es gut, sich eine einheimische SIM-Karte zu holen. So kannst du günstig über das Internet mit Diensten wie Skype oder WhatsApp nach Hause telefonieren. Innerhalb Europas gelten dieselben Konditionen für deinen Handyvertrag wie in Deutschland.
Und auch, wenn du ein Eigenbrödler bist (wie ich manchmal), ist es hilfreich, nette Kontakte vor Ort zu pflegen. So kannst du leichter etwas unternehmen, wenn dir mal die Decke auf den Kopf fällt.
Hilfreich fand ich es außerdem immer, mir etwas mitzunehmen, was mir Halt gibt. Das kann ein Gegenstand sein, der dir viel bedeutet und der dir Kraft gibt, wenn du traurig bist oder Angst hast. Es kann auch ein Licht sein, das dir in deiner Unterkunft Hoffnung leuchtet. Oft haben mir auch meine Angehörigen etwas mitgegeben. Rituale und Resilienzstrategien wie Meditation, Gebete oder Gesang können vor allem bei schwierigen Reisezielen eine große Hilfe darstellen, wenn es mal eng wird.
Dass du beruhigende Strategien brauchst, kann überall auf der Welt – auch im sicheren Europa – vorkommen.
10. Sicherheit: Einstellung der Bevölkerung gegenüber Ausländern, alleinreisenden Frauen und zu LGBTIQ
In manchen Ländern sind die Einheimischen nicht flächendeckend offenherzig und begeistert von Fremden. Für mich spielt das eine wichtige Rolle dafür, wie wohl und sicher ich mich fühle, deshalb informiere ich mich im Vorfeld genau darüber, was mich erwartet. Das geht zum Beispiel gut über die Plattform https://nomadlist.com/, auf der mehr als 30.000 Remote Worker ihre weltweiten Erfahrungen teilen. Auch nutze ich gerne Länderforen, um Fragen wie „wie sicher ist es, als alleinreisende Frau unterwegs zu sein“ oder ähnliche Dinge zu klären.
Allgemein nicht so herzlich gegenüber Ausländern ist das eine, aber wenn die Einstellung gegenüber LGBTIQ schlecht ist, kann es für Betroffene kritisch werden. Viele Länder sind da nicht so offen und bestrafen etwa das offene Zeigen von gleichgeschlechtlicher Liebe hart. Ein wirklich gutes Beispiel für gleichzeitige Dummheit und ernsthafte Konsequenzen u.a. aus einer negativen Einstellung gegenüber LGBTIQ ist dieser Fall hier: https://www.buzzfeednews.com/article/clarissajanlim/kristen-gray-bali-ebook-deport-indonesia?bftwnews&utm_term=4ldqpgc#4ldqpgc. (Unbedingt lesenwert!)
Das Auswärtige Amt hat seit kurzem auch Informationen dazu in seine Reise- und Sicherheitshinweise aufgenommen https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/reise-und-sicherheitshinweise und zusätzlich einen allgemeinen Ratgeber für bestmögliche Sicherheit von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, intersexuellen und queeren Reisenden veröffentlicht: https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/fragenkatalog-node/-/2223322.
Die wichtigsten Tipps für eine gelungene Workation auf einen Blick:
- Plane vor deiner Workation mindestens eine Woche reinen Urlaub ein und erlaube dir ein paar Puffertage, um dich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen. Vor allem, wenn du im Job gute Leistung abliefern musst.
- Mache dir bereits vor deiner Abreise klar, welcher Arbeitstyp du bist und plane so die idealen Rahmenbedingungen für effizientes Arbeiten (= maximal viel Freizeit).
- Lade dir meine Checkliste herunter, damit auf jeden Fall alles Wichtige dabei hast. Je länger der Aufenthalt und je abgelegener dein Workation-Ziel, desto mehr Backups brauchst du von allen Dingen, die wichtig für dich persönlich oder für deine Arbeitsabläufe sind.
- Informiere dich umfassend bei deinen behandelnden Ärzten und gegebenenfalls dem Tropeninstitut über die medizinischen Voraussetzungen an deinem Reiseziel. Erfrage gegebenenfalls bei der Fluggesellschaft, wie du deine Medikamente transportieren kannst. Nehme mindestens die 1,5-fache Menge deiner Alltagsmedikamente mit und bewahre sie in zwei Teilen an unterschiedlichen Orten auf.
- Technische Gadgets und Geräte, die du unbedingt brauchst, solltest du, wenn sie nicht zu teuer sind, ebenfalls in zweifacher Ausführung mitnehmen oder dich informieren, ob, auf welchem Weg, und wie schnell du sie vor Ort besorgen kannst.
- Informiere dich beim Auswärtigen Amt, bei deiner Unterkunft, in Foren oder bei ortskundigen Bekannten über die klimatischen, gesellschaftlichen und sonstigen Bedingungen vor Ort zu deiner Reisezeit und bereite dich entsprechend darauf vor.
Hast du auch noch einen Tipp oder Erfahrungen gesammelt, die du mit uns teilen willst? Dann schreibe sie gerne in den Kommentar! 🙂